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FM - Wahrnehmung
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aon gmbh – academy of neuroscience
Eine Ausnahme von der geschilderten Regel stellen einige Kälterezeptoren dar, die zusätzlich den
Wärmerezeptor TRPV1 exprimieren und daher sowohl auf Kälte als auch auf Temperaturen über 43° C
reagieren. Daher kann es bei einer lokal begrenzten Erwärmung der Haut oberhalb dieses Temperatur-
bereiches paradoxerweise zum Gefühl der Kälte kommen. Interessanterweise reagiert der Kälterezeptor
TRPM8 auf Menthol und der Wärmerezeptor TRPV1 auf das in Paprika- und Chilischoten enthaltene
Capsaicin, wodurch das Gefühl der Frische (Kälte) bzw. der Schärfe (Hitze) vermittelt wird. Diese
Phänomene illustrieren einmal mehr die Tatsache, dass das Gehirn nicht weiß, welche Art Reiz die
Sinnesorgane erregt hat, sondern die einlaufende Information nach eigenen angeborenen oder
erworbenen Regeln interpretiert.
Abb. 5.9
Ähnlich den Mechanorezeptoren adaptieren auch die Thermorezeptoren bei einer länger andauernden
Stimulation (Abb. 5.10). Bei einem raschen Temperaturabfall würden Kälterezeptoren mit einer Erhöhung
der Feuerrate reagieren, während die Wärmerezeptoren zunächst ihre Aktionspotentialrate senken. Mit
zunehmender Reizdauer würde sie Feuerrate der Kälterezeptoren wieder Sinken, die der Wärmerezep-
toren wieder ansteigen. Bei einer Temperaturänderung in der umgekehrten Richtung würden sich die
Rezeptoren entsprechend reziprok verhalten.
Kälterezeptoren sind freie Endigungen der Aδ- und C-Fasern, Wärmerezeptoren ausschließlich
Endigungen der C-Fasern. Die Axone, die ins Rückenmark ziehen, bilden Synapsen in der Substantia
gelatinosa mit den Neuronen 2. Ordnung. Die weitere zentrale Temperaturbahn nimmt denselben Verlauf
wie die Schmerzbahn.