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FM - Wahrnehmung
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aon gmbh – academy of neuroscience
3.5 Die retinofugale Bahn
Die Axone der Retinaganglienzellen verlassen im Sehnerv gebündelt das Auge und erreichen das Gehirn
am Boden des Zwischenhirns. Dort bilden die vom rechten und linken Auge kommenden Sehnerven das
Chiasma opticum. Die nasalen Anteile der Sehnerven kreuzen jeweils, das heißt die nasalen Anteile des
rechten Sehnerven gelangen in die linke Hirnhälfte und vice versa. Die temporalen Anteile kreuzen nicht,
werden also gleichseitig verschaltet. Die nun gemeinsam laufenden Axone bilden jeweils den rechten und
linken Tractus opticus. Als Folge dieser partiellen Sehnervkreuzung wird die rechte Gesichtsfeldhälfte in
der linken Hirnhälfte repräsentiert und das linke Gesichtsfeldhälfte in der rechten (Abb. 3.14). Ein kleiner
Teil dieser Fasern zweigt ab und bildet Verbindungen mit Neuronen im Hypothalamus. Sie dienen der
Synchronisation verschiedener biologischer Rhythmen und der Anpassung an den Tag-Nacht-Wechsel.
Weitere 10% ziehen weiter zum Colliculus superior bzw. der prätectalen Region, dem Sehzentrum im
Mittelhirn. Da deren Neuronen mit motorischen Neuronen des Hirnstamms verbunden sind, sind sie an
der Kontrolle der Pupillengröße und der unwillkürlichen Augen- und Kopfbewegungen maßgeblich
beteiligt. Bei allen Wirbeltieren außer den Säugetieren ist diese Projektion massiver und daher die
wichtigste im Verlauf der Sehbahn.
Abb. 3.14