BM – Grundlagen der Neurowissenschaften
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aon gmbh – academy of neuroscience
ohne diese jedoch zu aktivieren, so dass die Neurotransmitter wirkungslos bleiben. Außerdem gibt es
Pharmaka, die die Wirkung von Neurotransmittern verstärken, die die Freisetzung von Transmittern
blockieren, und auch solche, die die Synthese von Neurotransmittern verstärken oder drosseln.
Substanzen, die die Wirkung eines Transmitters verstärken, werden als Agonisten dieses Transmitters
bezeichnet, und Substanzen, die seine Wirkung hemmen, als dessen Antagonist.
3.3.5
Die Klassifikation der Neurotransmitter
Zur Zeit sind weit über 100 verschiedene Neurotransmitter im weiteren Sinne bekannt. Das Schema der
Grobeinteilung wurde ja bereits erwähnt: Es gibt die Gruppe der niedermolekularen Transmitter, auch
„klassische Transmitter“ genannt, und die sehr facettenreiche Gruppe der hochmolekularen Transmitter,
die Neuropeptide. Die meisten Transmitter lösen entweder eine Erregung (ein EPSP) oder eine Hemmung
(ein IPSP) aus, aber nicht beides. Einige Ausnahmen jedoch können beides, in Abhängigkeit des
jeweiligen Rezeptor-Subtypen. Manche Transmitter – beziehungsweise die sie produzierenden Neuronen
– kommen nahezu überall im Gehirn vor, andere Transmitter sind dagegen auf definierte Areale
beschränkt und sind mit bestimmten Funktionen verknüpft. Betrachten wir die verschiedenen
Neurotransmitter etwas genauer.
Die Gruppe der niedermolekularen Transmitter setzt sich zusammen aus Aminosäuren, Monoaminen,
löslichen Gasen und Acetylcholin, das eine eigene Untergruppe bildet.
Aminosäuren
Dazu zählen Glutamat, Aspartat, Glycin und Gamma-Amino-Buttersäure (GABA). Diese Transmitter
kommen in den meisten schnell reagierenden, direkten Synapsen des zentralen Nervensystems (ZNS)
vor. Glutamat ist der häufigste exzitatorische (also ein EPSP-auslösende) Transmitter im ZNS der
Säugetiere, und GABA ist der häufigste inhibitorische (also ein IPSP-auslösende) Transmitter.
Monoamine
Monoamine kommen hauptsächlich in kleineren Neuronengruppen des Hirnstamms vor. Diese
Nervenzellen besitzen häufig weit verzweigte Axone mit Varikositäten, also mit perlschnurartig
aufgereihten Verdickungen, aus denen die Transmitter diffus in die Umgebung ausgeschüttet werden.
Es gibt vier Monoamine: Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin (die zusammen als Catecholamine
bezeichnet werden), sowie Serotonin (ein Indolamin). Letzteres wird auch als 5-Hydroxytryptamin, oder
abgekürzt als 5-HT bezeichnet. Fügen wir noch zwei weitere wichtige Begriffe hinzu: Neurone, die
Adrenalin ausschütten, werden als adrenerge Neurone bezeichnet; entsprechend werden Noradrenalin-
produzierende Nervenzellen noradrenerge Neuronen genannt. All diese monoaminergen Transmitter
werden auch als „Neuromodulatoren“ bezeichnet, weil sie die „schnellen“ Transmitter in ihrer Aktivität
schnell und gezielt beeinflussen können (im Gegensatz zu den Neuropeptiden und Neurohormonen).