Grundlagen der Neurowissenschaften - page 40

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BM – Grundlagen der Neurowissenschaften
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aon gmbh – academy of neuroscience
dann eindeutig, wenn es sich um stark asymmetrische, längliche Objekte handelt, wie zum Beispiel beim
Rückenmark. Hier wäre ein Querschnitt quer zur Längsachse.
Die beiden Hauptteile des Nervensystems sind das zentrale Nervensystem (ZNS), das sich, vereinfacht
formuliert, im Schädel und in der Wirbelsäule befindet, und das periphere Nervensystem (PNS), das sich
außerhalb der Knochenumhüllungen befindet. Das ZNS besteht aus dem Gehirn (Cerebrum oder
Encephalon) und dem Rückenmark (Medulla spinalis). Auch beim PNS kann man zwei Komponenten
voneinander unterscheiden. Allerdings findet diese Unterscheidung nicht nach räumlichen, sondern nach
funktionellen Kriterien statt. Es gibt das somatische Nervensystem (SNS), das mit der äußeren Umwelt
interagiert, und das autonome oder vegetative Nervensystem (ANS), das dass innere Milieu des
Organismus reguliert.
Beide Systeme, das SNS sowie das ANS, bestehen aus afferenten Neuronen und aus efferenten
Neuronen. Mit diesen Begriffen wird die Richtung der Nervensignale beschrieben, die die Neuronen
transportieren. Die Richtungsangaben beziehen sich auf die Lage des ZNS: Afferente Fasern kommen
beim ZNS an. Efferente Fasern erzeugen einen Effekt, da sie Signale vom ZNS weg und hin zu den
Zielstrukturen leiten. Die afferenten Neuronen des somatischen Nervensystems leiten sensorische Signale
– also solche von der Haut, den Skelettmuskeln, den Augen, Ohren etc. – zum ZNS. Die efferenten
Nerven des SNS leiten Signale vom ZNS zu den Skelettmuskeln. Die afferenten Neuronen des
autonomen Nervensystems übertragen sensorische Signale von den inneren Organen zum ZNS,
während die efferenten Nerven des ANS motorische Signale vom ZNS zu den inneren Organen leiten.
Das autonome Nervensystem enthält zwei Typen efferenter Nerven. Die sympathischen Nerven sind
autonome motorische Nerven, die von den Lenden- und Brustwirbeln in den Körper ziehen. Die
parasympathischen Nerven sind ebenfalls autonome motorische Nerven, die aber dem verlängerten Mark
des Gehirns und den Kreuzwirbeln entspringen. Beiden Gruppen ist gemeinsam, dass sie ihre
Zielstrukturen nicht direkt innervieren. Sowohl die sympathischen als auch die parasympathischen Nerven
werden auf dem Weg zum Ziel einmal auf jeweils ein weiteres Neuron umgeschaltet. Um die Wirkungen
des sympathischen und des parasympathischen Systems möglichst kurz und markant zu beschreiben,
gibt es verschiedene Versuche, wie beispielsweise „fight and flight“ für das sympathische, und „rest and
digest“ für das parasympathische System. Eine differenziertere Betrachtungsweise listet drei
Funktionsprinzipien auf: (1) Sympathische Nerven mobilisieren Energiereserven, parasympathische
konservieren Energiereserven. (2) Jedes Zielorgan enthält von den beiden Systemen gegensätzliche
Informationen. (3) Aktivitäten des Sympathicus korrelieren mit einer psychologischen Aktivierung,
während Aktivitäten des Parasympathicus mit einer psychologischen Entspannung korrelieren. Richtig ist,
dass es sich bei diesen Merkhilfen lediglich um vereinfachte Prinzipien handelt, und dass es zu jeder
dieser Regeln wichtige Ausnahmen gibt.
Anatomisch auffällig sind die zwölf paarigen Hirnnerven, die direkt vom Gehirn ausgehen und zum
peripheren Nervensystem gehören. Die Nerven werden von vorne nach hinten durchnummeriert und
enthalten, bis auf den Riech- und den Sehnerven, sowohl sensorische als auch motorische Fasern.
Die folgende Tabelle fasst die Einteilung des Nervensystems in seine Hauptabteilungen zusammen
1...,30,31,32,33,34,35,36,37,38,39 41,42,43,44,45,46,47,48,49,50,...69
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