Grundlagen der Neurowissenschaften - page 59

BM – Grundlagen der Neurowissenschaften
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aon gmbh – academy of neuroscience
Verschaltungen an mehreren Prozessen beteiligt: am räumlichen Gedächtnis, an der
Entscheidungsfindung, an empathischen Prozessen und an der Schmerzbewertung.
Neben dem cingulären Cortex zählen noch drei weitere Areale zur Gruppe der limbischen Cortexareale,
die insgesamt an der Entstehung bewusst erlebter Emotionen beteiligt sind. Der orbitofrontale und der
ventromediale Cortex generieren die Bewertung des eigenen Verhaltens und die Abschätzung der sich
dadurch ergebenden Konsequenzen. Diese Areale spielen eine wichtige Rolle dabei, starke emotionale
Impulse kontrollieren zu können. Die beiden Cortexareale steuern also wichtige Komponenten unseres
Sozialverhaltens. Der insuläre Cortex enthält das Geschmackszentrum, und ist an Prozessen der
Schmerzwahrnehmung beteiligt – sowohl bei sich selbst als auch bei anderen. Somit sind an der
Entstehung von Empathie zwei Areale beteiligt, der vordere cinguläre und der insuläre Cortex. Das
Septum ist ein Kern, der sich auf der vorderen Innenseite des cingulären Cortex befindet. Es ist über
längere Fasern mit dem Mammillarkörper, der Amygdala und dem Hippocampus verbunden. Es hat
wichtige Funktionen im Zusammenhang mit Fortpflanzung, Ernährung und anderen existenzsichernden
Prozessen, spielt aber auch eine wichtige Rolle bei affektiven Emotionen und Verhaltensweisen sowie bei
der Erzeugung von Aufmerksamkeit.
Neben dem cerebralen Cortex und dem limbischen System gibt es noch ein drittes wichtiges System,
nämlich das der Basalganglien. Sie liegen unterhalb der Großhirnrinde im Endhirn, Zwischenhirn und im
Mittelhirn-Tegmentum. Es handelt sich bei den Basalganglien um Hirnregionen, die an der
Bewegungskoordination beteiligt sind. Hierzu gehören im Endhirn das Corpus striatum mit Nucleus
caudatus und Putamen sowie der Nucleus pallidus (auch einfach „Pallidum“ genannt), im Zwischenhirn
der Nucleus subthalamicus, im Mittelhirnboden die Substantia nigra und das ventrale tegmentale Areal.
Nucleus caudatus (auch einfach „Caudatum“ genannt) und Putamen werden gemeinsam häufig auch als
Corpus striatum, als Streifenkörper (oft auch einfach „Striatum“ genannt), bezeichnet. „Caudatus“
bedeutet „geschweift“ und beschreibt die Form die Nucleus caudatus sehr treffend. Er beginnt am
posterioren Rand der Amygdala, macht dann einen von hinten nach vorne ziehenden Bogen und
umschließt das Putamen. Die beiden Strukturen sind durch zahlreiche radiär verlaufende Fasern
miteinander verbunden. Der Globus pallidus ist eine blasse, kreisförmige Struktur, die sich zwischen
Putamen und Thalamus legt. Der innere untere (ventromediale) Teil des Corpus striatum wird „Nucleus
accumbens“ (d.h. „anliegender Kern“) genannt und hat deutlich andere Funktionen als das Striatum, denn
als Partner und teilweise Gegner der Amygdala verarbeitet es vorwiegend positive Ereignisse und ist die
zentrale Verknpüpfungsstelle zwischen Ereignissen und Belohnungen und bildet damit
Belohnungserwartungen als Grundlage von Motivation.
Zu den Basalganglien hin führen massive Fasern des somatosensorischen und des motorischen Cortex
sowie des parietalen und frontalen Cortex und des limbischen Cortex. Umgekehrt projizieren die
Basalganglien über den Thalamus zu allen Teilen des Cortex zurück, von denen sie Eingänge erhalten.
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