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FM - Wahrnehmung
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aon gmbh – academy of neuroscience
2.2 Olfaktorische Wahrnehmung
Zusammen mit dem Geschmackssinn vermittelt der Geruchssinn Informationen über die Beschaffenheit
von Nahrung. Darüber hinaus dient er der Orientierung und der innerartlichen Kommunikation. Die beiden
letzten Funktionen sind beim Menschen normalerweise aber von untergeordneter Bedeutung. Nach
Schätzungen ist der Mensch in der Lage, mehrere Hunderttausend Substanzen wahrzunehmen. Die
meisten werden aber als unangenehm empfunden, nur etwa 20 % lösen positive Empfindungen aus.
Beim Riechen gelangen Duftstoffe mit dem Luftstrom in die Nase, ein Teil davon überstreicht das
Riechepithel. Das Epithel ist von einer dünnen Schleimschicht überzogen, in der die Duftmoleküle gelöst
werden. Der Schleim setzt sich aus Wasser, Salzen, Mucopolysacchariden und Proteinen zusammen.
Unter den Proteinen befinden sich Enzyme, Antikörper, die das Eindringen von Krankheitserregern
verhindern sollen, und Rezeptorproteine für die Duftstoffe. Obwohl Menschen als schlechte Riecher
gelten, sind wir in der Lage einige Duftstoffe bei Konzentrationen von nur wenigen ppt (parts per trillion)
wahrzunehmen.
2.2.1 Geruchsorgane
In den Kuppeln der Nasenhöhle unter der Siebplatte befinden sich die jeweils 200-400 mm
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großen,
gelbbräunlichen Riechfelder (Abb. 2.4). Die Epithelien sind dort besonders dick und bestehen aus
zahlreichen langen Stützzellen, zwischen welchen die hohen und, bis auf ihr Kerngebiet, schmalen
chemorezeptorischen Sinneszellen (=Riechzellen) eingelagert sind. An der Riechfeldoberfläche besitzen
die Sinneszellen nur jeweils einen Dendriten mit je 6-8 feinen Fortsätzen, die Riechhärchen (Zilien), die der
Aufnahme der Duftstoffe dienen, nachdem diese im dünnflüssigen Schleim gelöst und angereichert
wurden. Der Schleim wird von besonderen serösen Drüsen der Riechschleimhaut (Bowman’sche Drüsen)
abgesondert. An ihrer Basis setzt sich jede Sinneszelle in ein markloses Axon fort; Riechzellen sind also
echte Nervenzellen (= primäre Sinneszellen). Die ca. 15 bis 20 Millionen marklosen Nervenfasern
vereinigen sich im Schleimhautbindegewebe zu beidseits etwa 20 bis 30 gebündelten Fila olfactoria, die
durch die Siebbeinplatte zusammen als Nervus olfactorius (N. I) in den Bulbus olfactorius gelangen, der
dem Stirnhirn unten anliegt (Abb.2.4). Die Riechzellen sind einem unaufhörlichen Ersatz unterworfen. Ihre
Lebensspanne beträgt ca. 60 Tage. Die Vorläuferzellen bzw. Stammzellen der Riechzellen sind die
Basalzellen.