FM - Wahrnehmung
15
©
aon gmbh – academy of neuroscience
Der Salzgeschmack ist wohl der einfachste und bisher am besten verstandene Geschmack. Salz-
empfindliche Geschmackszellen besitzen Natriumkanäle, die immer geöffnet sind, also nicht durch
Spannungsänderung, Transmitter oder intrazelluläre Botenstoffe aktiviert werden müssen. Diese
Epithelial
Na
+
Channels
(ENaC-Kanäle) leiten einen Na
+
-Strom in die Zelle, sobald Na
+
in ausreichender Konzen-
tration (mindestens 10 mM) auf die Zunge gelangt. Der Na
+
-Einstrom depolarisiert die Zellmembran, das
so induzierte Rezeptorpotential führt wiederum zur Aktivierung spannungsgesteuerter Na
+
- und Ca
2+
-
Kanäle in der basolateralen Wand der Geschmackssinneszelle. Der Ca
2+
-Einstrom induziert die
synaptische Freisetzung eines Transmitters (wahrscheinlich Glutamat) und damit die Reizübertragung auf
das afferente Neuron (Abb. 2.2 a). Der Geschmack von Salzen wird stark von ihren Anionen beeinflusst.
So schmeckt Natriumacetat weniger salzig als Natriumchlorid und Natriumsaccharin schmeckt süß.
Abb. 2.2 a
Für die Wahrnehmung von sauren Nahrungsmitteln werden mehrere Transduktionsmechanismen
diskutiert. Der Sauergeschmack hängt mit dem Gehalt an Protonen (H
+
) zusammen. H
+
-selektive Kanäle
können bei niedrigem pH (= hoher H
+
-Konzentration) einen Einwärtsstrom leiten und die Zelle depola-
risieren. Bei diesem Kanaltyp handelt es sich um denselben, der auch für Na
+
-Ionen selektiv ist. Bei
Amphibien ist zudem ein K
+
-Kanal beschrieben worden, der durch H
+
blockiert wird. Der dadurch vermin-
derte K
+
-Efflux führt zur Depolarisation und elektrischen Erregung der Zelle (Abb.2.2 b). Die resultierende
Depolarisation öffnet spannungsgesteuerte Ca
2+
-Kanäle, was wiederum die Ausschüttung des
Transmitters zur Folge hat.