FM - Wahrnehmung
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aon gmbh – academy of neuroscience
abnehmende Wellenlänge (
λ
) größenordnungsmäßig in den Bereich der Kanaltiefe (h) kommt (genauer,
wenn
λ
= 2
π
×
h), werden zusätzlich Querbewegungen der Flüssigkeit bedeutsam. Sie bewirken eine
weitere Abnahme der Wellengeschwindigkeit und eine Dämpfung der Wellenenergie, wodurch die Welle
kurz nach Erreichen ihres Maximums abbricht.
4.6 Die mechanoelektrische Transduktion
Die strukturellen Unterschiede und die unterschiedliche Anordnung der Haarsinneszellen sind für die
mechanoelektrische Transduktion von grundsätzlicher Bedeutung. Die Schwingungen der Scalia media
bewirken eine relative Verschiebung der Deckmembran gegenüber der Basilarmembran. Dadurch werden
die Stereocilien der äußeren Haarzellen, die fest mit der Deckmembran verbunden sind, direkt ausge-
lenkt, während die der inneren Haarzellen indirekt durch die Flüssigkeitsbewegung im Raum unterhalb der
Deckmembran ausgelenkt werden. Die Scherung in Richtung der längeren Stereocilien führt zur
Depolarisation, die Scherung in entgegengesetzte Richtung zur Hyperpolarisation der Sinneszellen (Abb.
4.5 a). Das daraus resultierende Rezeptorpotential besteht aus einem Gleichspannungsanteil und einem
Wechselspannungsanteil, dessen Frequenz von der Auslenkrate des Stereocilienbündels abhängt.
Abb. 4.5
Obwohl der Mechanismus der mechanoelektrischen Transduktion noch nicht in allen Details geklärt ist,
weiß man, dass durch die Scherung mechanosensitive Kationenkanäle (TRPA1-Kanal) in der Membran an
der Spitze der Stereocilien und/oder der apikalen Zellmembran geöffnet werden. Folgende Hypothese,
die im Englischen als ‘gating-spring model’ bekannt ist, wird zur Zeit favorisiert: Die mechanosensitiven
Kanäle stehen mit Filamenten an der Spitze der Cilien, den ‘tip links’, in Verbindung. Bei einer genügend