FM-Wahrnehmung - page 65

FM - Wahrnehmung
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aon gmbh – academy of neuroscience
Abb. 4.11
Auch ist die strikte Trennung von sensorischen und motorischen Sprachsystemen nicht mehr aufrecht zu
erhalten. Dies belegen Stimulationsexperimente in jeweils identischen Regionen des Frontallappens, des
Parietallappens oder des Temporallappens, bei denen sowohl die Produktion von Artikulationen als auch
die Fähigkeit zur Unterscheidung von Phonemen beeinträchtigt war. Bei nahezu allen aphasischen
Patienten sind gleichzeitig Störungen des Sprachverständnisses und der Sprachproduktion diagnostizier-
bar. Diese funktionale Homogenität widerspricht einer strengen Lokalisationshypothese.
In den letzten Jahren mehren sich Hinweise darauf, dass auch subcorticale Areale wichtige
Sprachfunktionen besitzen. Dies trifft nicht nur für die Basalganglien zu, z.B. das Striatum, das an der
motorischen Sprachgenerierung und -koordination beteiligt ist, sondern auch auf thalamische Kerne.
Thalamische Läsionen führen zu Problemen bei der Benennung von Objekten und anderen linguistischen
Aufgaben. Der Thalamus scheint außerdem von Bedeutung für das verbale Gedächtnis zu sein. Es wird
vermutet, dass corticale und subcorticale Bahnen unterschiedliche Funktionen beim Erlernen der Sprache
besitzen. Während die subcorticalen Anteile beim Lernen durch Gewöhnung beteiligt sind, erfolgt das
assoziative, bewusste Lernen über die corticalen Anteile. Neuroanatomische Studien und PET-
Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch dass Cerebellum bei sensorischen, kognitiven und
linguistischen Aufgaben (z.B. Bilden von Verben aus Substantiven) erhöhte neuronale Aktivität aufweist.
Die Art der Interaktion zwischen subcorticalen und corticalen Hirnarealen und deren Bedeutung für die
verschiedenen Hirnregionen ist aber weitgehend ungeklärt.
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